(FWF-Einzelprojekt P 28441-G24)

Dauer: 01.03.2016-28.02.2019

 

Das Projekt befasst sich mit der patristischen und rabbinischen Interpretation von Ex 1-2, der Erzählung über Geburt, Jugend und zweifache Rettung des Mose (Ex 2,1-22) sowie über die Ereignisse, die unmittelbar zu dieser Situation führen (Ex 1). Das Buch Exodus enthält die Ursprungsgeschichte von Juden und Christen. Seine Auslegung war daher bedeutend für die Diskussionen um jüdische und christliche Identität in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Ex 1-2 sind die Eingangskapitel der gesamten Exoduserzählung und daher wichtig für die Einführung der Figur des Mose, der als Retter des Gottesvolkes die Hauptperson des Buches darstellt. Bibelauslegung wurde zu einem Unterscheidungsmerkmal christlichen und jüdischen Selbstverständnisses, neben anderen Faktoren, wie religiöse Praxis, Beschneidung u. a. Dieser Diskurs über die Bibel führte zu Dialog auf der einen Seite und oftmals scharfer Polemik auf der anderen Seite. Spuren davon finden sich in der patristischen und rabbinischen Bibelauslegung. Das Projekt soll sich auf drei wichtige Texte konzentrieren, die die ausführlichsten erhaltenen rabbinischen und patristischen Interpretationen von Ex 1-2 darstellen: den Midrasch Tanhuma,  den Traktat Sota 11a-13a aus dem Babylonischen Talmud, die Mekhilta, die ersten beiden Exodus-Homilien des Origenes und den Exoduskommentar Ephräms des Syrers. Zuerst sollen die Texte hinsichtlich ihrer jeweiligen Interpretation von Ex 1-2 untersucht werden. Thematische Schwerpunkte sind Ermächtigung und Entmächtigung, Strukturen von Macht und Geschlecht, die Definition von Identität und Anderssein, metaphorische Auslegung und ihre Implikationen, Raum und Zeit als strukturierende Elemente der Texte. Der zweite Schritt ist die Untersuchung der sozialen, kulturellen und religiösen Kontexte der Interpretationen. Danach soll eine vorsichtige vergleichende Wertung versucht werden. Zuletzt können hypothetische Überlegungen über mögliche Abhängigkeiten angestellt werden. Das primäre Ziel des Projekts ist die Auswertung der unterschiedlichen Texte in ihren jeweiligen Kontexten sowie ein darauf basierender Vergleich dieser Texte. Die jeweiligen Auslegungen sollen vor den jeweiligen hermeneutischen und sozio-kulturellen sowie theologischen Hintergründen ihrer Autoren beleuchtet werden. Im Zentrum stehen die unterschiedlichen Interpretationen bestimmter Themen des biblischen Textes. Insgesamt soll das Projekt zu einem umfassenderen Bild früher jüdischer und christlicher Bibelauslegung sowie der christlich-jüdischen Beziehungen in den ersten Jahrhunderten beitragen, die die Grundlage für spätere positive und negative Entwicklungen dieses Verhältnisses bilden. 

 

 

Abstract in Englisch zum Download.